Die in Moskau erscheinende Zeitung "Wedomosti": Löst Putin Medwedew als Gasprom-Aufsichtsratschef ab?
Nach Ansicht von Analytikern und Beamten könnte Wladimir Putin nach der Präsidentenwahl die Leitung des Aufsichtsrats von Gasprom übernehmen, schreibt die Moskauer Tageszeitung „Wedomosti“ vom Freitag. Denn Medwedew will im Falle seiner Wahl zum Präsidenten sich von diesem Posten zurückziehen, den er seit 2000 besetzt. Die Aktionäre können bis zum 31. Januar 2008 ihre Kandidaten für den Aufsichtsrat vorschlagen. Die Besetzung eines Postens in der Wirtschaft verbietet das russische Gesetz dem Präsidenten nicht, betont der Exekutivdirektor des Gesellschaftsinstituts für Wahlrecht, Alexander Ignatow. Der Politologe Alexej Makarkin ist der Auffassung, es sei nun einmal Usus, dass der Präsident allen staatlichen Unternehmen fernstehen muss. Sowohl die Beamten als auch die Experten versuchen vorauszusagen, wer den freien Posten besetzen wird. Als ein heißer Kandidat gilt Putin, den Medwedew als neuen Ministerpräsidenten an seiner Seite haben will. Putin wurde von einem Beamten aus Medwedews Umgebung und von zwei Quellen genannt, die Gasprom und dessen Aufsichtsrat nahe stehen. Ein dem Kreml nahe stehender Beamter präzisierte, dass zuerst ein "technischer Kandidat" und dann Putin den Aufsichtsrat übernimmt. "Die Rochade (Medwedew - Putin) ist die offensichtlichste Variante", stimmt dem Makarkin zu. Als "möglich" bezeichnet diese Option auch Steven Dashevsky, Exekutivdirektor der Investmentfirma Aton. Aber ebensogut könnte Medwedew auch durch einen der Minister oder hochgestellten Kreml-Mitarbeiter abgelöst werden, denn Putin werde ohnehin die Hebel bei Gasprom in der Hand halten, so Dashevsky. Ein weiterer Kreml-Beamter ist der Meinung, vor der Wahl werde es gar keine Veränderungen geben, und zweifelt daran, dass Putin ein neues Amt brauche. Medwedew kümmert sich intensiv um die Führung des Energiekonzerns: In den Ratssitzungen gehe er allen Fragen bis ins Detail nach, verlange oft zusätzliche Informationen und antworte bisweilen selbst auf Fragen anderer Mitglieder, berichtet ein Gasprom-Manager.